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Demokratie stirbt im Dunkeln - Woodstein ist tot.

  • Autorenbild: Tanne
    Tanne
  • 2. März
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 3. März

Kennt jemand den Film, die „All the President’s Men (1976)“ oder auch auf Deutsch: Die Unbestechlichen? Dabei geht es kurz und knapp um die zwei Journalisten der Washington Post, Carl Bernstein und Bob Woodward, die aufdeckten, dass Mitarbeiter des Weißen Hauses in das das Wahlkampfbüro der Demokratischen Partei einbrachen, um diese abzuhören.


Dieser Vorgang und die damit verbundenen Recherchen der beiden Journalisten sorgten letztendlich dafür, dass die Watergate-Affäre (benannt nach dem Watergate Gebäudekomplex in Washington) ans Licht kam und Richard Nixon zurücktrat.





Ich glaube, man darf mit Recht behaupten, dass viele, die den Wunschberuf Journalist hatten, genau diesen investigativen Journalismus von Woodward und Bernstein im Sinn hatten. Die Washington Post galt als eine der renommiertesten Zeitungen der USA. Bis 2022 konnte das Blatt etliche Pulitzerpreise in unterschiedlichen Kategorien gewinnen, darunter nicht nur für die Watergate Affäre sondern auch für die Berichterstattung beim NSA Überwachungsskandal und bei der Berichterstattung zum Sturm auf das Kapitol in Washington 2021. Die Washington Post galt immer als liberales und den Demokraten nahes Medium, ja, das ist kein Geheimnis.


Dann kam Jeff


Und dann kam Jeff. Jeff Bezos (Gründer und Präsident von Amazon) erwarb im Jahr 2013 die Washington Post für 250 Millionen Dollar. Das diese Übernahme unter den Angestellten etwas Unruhe auslöste, war verständlich, doch Bezos schrieb seinerzeit an alle Mitarbeiter, dass


„… die Werte der Washington Post keine Veränderung bräuchte und er nicht vorhätte, in Tagesgeschäft einzugreifen.“

Das war 2013.


Das erste Mal, dass ich darauf aufmerksam wurde, dass sich der Wind bei der Washington Post wirklich dreht, war, als Bezos Ende 2024 bekannt gab, dass die Washington Post entgegen ihrer sonstigen Gepflogenheit (seit 1988) dieses Mal keine Wahlempfehlung (für Kamela Harris) herausgeben würde. In Deutschland mag das komisch erscheinen, in Amerika sind Wahlempfehlungen von großen Medien aber durchaus Usus.





Hinzu kamen dann im Januar verschiedene kleine Aktionen, wie zum Beispiel das nicht veröffentlichen einer Karikatur von Pulitzerpreis Trägerin  Ann Telnas, welche die US Tech-Millardäre Bezos, Zuckerberg & Altman sowie Mickey Mouse (für Disney) zeigt, die sich vor Trump in den Staub werfen.


Da war es dann auch für mich an der Zeit, mein langjähriges Abo bei der Washington Post, durchaus schweren Herzens, zu kündigen. Nicht, dass das Bezos jetzt irgendwie gejuckt hätte, allerdings kündigten nach der „nicht erfolgten Wahlempfehlung“ auch schon 250.000 Abonnenten.


Diese Woche gab Bezos dann bekannt, dass die Meinungskolumne der Washington Post ab sofort doch bitte nur Kommentare mit einer bestimmten Meinung äußern sollte, die sich „an persönlicher Freiheit und freien Märkten“ orientieren soll. Und weiter: „Freiheit ist moralisch, weil sie Zwang minimiert“.


Was sich jetzt liest wie Zitate der Herzkönigin aus Alice im Wunderland, heißt aber eigentlich nur eines: Wir berichten über alles Mögliche, aber Meinungen sind unerwünscht. Ich frage mich in der Tat, ob das dann in Zukunft auch auf Kolumnen zutrifft?


So wie beispielsweise die Kolumne des Dissidenten und Autors Wladimir Kara-Mursa, der aus seiner Gefängniszelle in Russland für die Washington Post seine im Jahr 2024 mit dem Pulitzer Preis ausgezeichnete Kolumne schrieb. Was ist jetzt davon Meinung und was davon ist noch gewünscht? Bezos hat sich weitere detailreiche Erklärungen bislang wohl erspart. Allerdings gab der Chef des Meinungsressorts, David Shipley, bekannt, dass er die Washington Post verlassen werde. Dies taten ihm dann auch weitere 75.000 Abonnenten gleich. An dieser Stelle noch einmal das, was Bezos 2013 an die Mitarbeiter schrieb:


 

„… die Werte der Washington Post keine Veränderung bräuchte und er nicht vorhätte, in Tagesgeschäft einzugreifen.“

So leicht vergisst man als Milliardär, für was man steht. Naja, ist halt schon 12 Jahre her.


Goodbye Washington Post - oder anders ausgedrückt: Goodbye zum Motto der Washington Post:


Democracy dies in darkness.



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